Ausstellungstipps rund um den asiatisch-pazifischen Raum, Australien, Neuseeland und Ozeanien aber auch immer wieder einmal über den Tellerrand hinaus.
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James Cook und die Entdeckung der Südsee
Drei Expeditionsreisen in die noch unbekannten Weiten des Pazifischen Ozeans machten den britischen Seefahrer und Entdecker James Cook (1728–1779) berühmt. Er entdeckte unter anderem Hawaii und kartographierte als Erster Neuseeland, Australien und die Inselwelt der Südsee.

Mit Cooks Vordringen in die Weiten der Südsee veränderte sich das abendländische Weltbild, mit ihm begann im Zeichen aufklärerischer Fortschrittsgläubigkeit ein Aufbruch in die europäische Moderne. Cook und den zahlreichen Naturforschern, Gelehrten und Zeichnern, die an seinen drei Reisen teilnahmen, verdanken die Europäer die ersten systematischen und verlässlichen Kartenwerke, die frühesten umfassenden Studien zum geologischen Aufbau der pazifischen Inseln und zu ihrer Flora und Fauna. Ferner wurden in einer vorher nicht gekannten Weise die Begegnungen mit den Menschen „am anderen Ende der Welt“ minutiös beschrieben und bildlich dokumentiert. Alle drei Reisen führten auf Empfehlung der Royal Society, der weltweit führenden naturforschenden Gesellschaft jener Zeit mit Sitz in London, vornehmlich in jenen Teil der Südsee, der heute Polynesien genannt wird.
Cook und die ihn begleitenden Forscher haben zu neuen Erkenntnissen in einer Vielzahl von Wissenschaften beigetragen, vor allem in der Nautik, Astronomie, Philosophie und Naturgeschichte. Für die ethnologische Erkenntnisgewinnung, insbesondere im Hinblick auf eine verlässliche kulturelle Interpretation der gesammelten Artefakte, war es ein Glücksfall, dass auf Cooks zweiter Reise (1772–1775) der deutsche Naturforscher Johann Reinhold Forster und vor allem dessen Sohn Georg teilnahmen. Letzterem verdanken wir völkerkundliche Beschreibungen und Kultur vergleichende Reflexionen, die die Begegnung mit dem kulturell Fremden in einer auch nach heutigen wissenschaftlichen Maßstäben angemessenen ethnologischen Lesart zu erhellen vermochten.
Fraglos hatten die europäischen Entdeckungsreisen von James Cook nicht nur beachtliche Auswirkungen auf die westlichen Wissenschaften, sondern auch kulturelle, religiöse, ökonomische und politische Einflüsse auf den Lebensraum „Südsee“. Der Kontakt zu den westlichen Kolonialmächten hat die früheren Lebensweisen der Menschen dort radikal verändert. Im Kampf zwischen Pflicht und Gewissen war es Cook immer klar, dass er und seine Mitstreiter Eindringlinge waren. Auf indigener Seite brachten die Begegnungen mit Europäern in den nachfolgenden Jahrzehnten dann auch Missionierung und Kolonisierung, weitgehende Entfremdung und gar Entmündigung. Erst seit jüngerer Zeit wendet sich das Blatt durch indigene Selbstfindung und politisches Autonomiebestreben.
Eingedenk solcher kritischen Reflexionen europäisch-pazifischer Begegnungen ist es ein zentrales Anliegen der geplanten Ausstellung, Ergebnisse aus den Forschungen zur Naturgeschichte, Seefahrtsgeschichte, Kunstgeschichte und der frühen Ethnologie miteinander im Geiste der Aufklärung des 18. Jahrhunderts zu verknüpfen und erstmals interdisziplinär übergreifend zu präsentieren. Insofern umfasst die europäische Perspektive auf die Südsee bei dieser Ausstellung ebenso Aspekte der kulturellen Konfrontation wie auch der Annäherung an eine Region, die bei uns bislang vielen Menschen wenig bekannt ist und in einer immer enger zusammenrückenden Welt auch hier bei uns in Europa besser kennengelernt werden sollte.
Eine Ausstellung der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Bonn (www.kah-bonn.de) in Kooperation mit dem Institut für Ethnologie der Universität Göttingen (28. August 2009 bis 28. Februar 2010) dem Museum für Völkerkunde Wien (10. Mai bis 13. September 2010) und den Historischen Museum Bern (07. Oktober 2010 bis 13. Februar 2011).
Begleitbuch
James Cook und die Entdeckung der Südsee. Mit Beiträgen von H. E. Bödeker, Chr. Feest, B. Hauser-Schäublin, R. Joppien, A. L. Kaeppler, G. Krüger, T. Psota, N. Rigby, A. Salmond, O. R. Scholz u. a. 276 Seiten, ca. 550 Abbildungen in Farbe. Hirmer Verlag 2009. Höhe: 28 cm x Breite 24 cm. Anhand von rund 500 ethnographischen, natur- und kunsthistorischen Objekten eröffnet das Katalogbuch vielfältige Einblicke in Geschichte und Wirkung der drei großen Expeditionsreisen des britischen Seefahrers und Entdeckers James Cook (1728-1779) in die damals noch unbekannte Welt Ozeaniens.James Cook gelang es erstmalig, Neuseeland, Australien und die Inselwelt der Südsee zu kartographieren. Damit vervollständigte er unser neuzeitliches Bild von der Erde und widerlegte die Vorstellung von einem mythischen Südkontinent. Begleitet wurde er von einem internationalen Forscherteam, das im Zeitalter der europäischen Aufklärung in einer Vielzahl von Disziplinen neue Erkenntnisse beitragen konnte: in Navigation, Astronomie, Naturgeschichte, Philosophie und Kunst. Darüber hinaus haben diese Reisen die Begründung einer neuen Wissenschaft ermöglicht, der Ethnologie. Zum ersten Mal werden in einer Ausstellung die von den Cook-Reisen mitgebrachten ethnographischen und naturhistorischen Objekte aus den verschiedensten pazifischen Kulturen wieder zusammengeführt, nachdem sie schon bald in frühe völker- und naturkundliche Sammlungen in ganz Europa verstreut worden waren. Viele der kostbaren Federornamente, Holzskulpturen und anderen ozeanischen Artefakte sind von unschätzbarem Wert, da Vergleichbares heute in der Südsee nicht mehr zu finden ist. Neben den ethnographischen Fundstücken präsentiert das Katalogbuch prachtvolle Gemälde und Zeichnungen der mitreisenden Maler, die den wissbegierigen Blick der Entdecker auf die exotischen Szenerien der Südsee eingefangen haben. Auch Schiffsmodelle, Seekarten und Navigationsinstrumente machen die Cook-Reisen auf faszinierende Weise wieder lebendig.
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